Afghanischer Windhund

Unmöglich, ihn zu übersehen, hat man das Glück, ihm irgendwo zu begegnen.

Afghanischer Windhund

Zunächst fällt seine außergewöhnliche Behaarung auf, die den Eindruck entstehen lässt, dass er lange Hosen trägt. Seine Haare sind fein und lang, beim Junghund wollig und kurz. Nur Fang, Rücken und Oberseite der Rute sind beim erwachsenen Hund kurz und glatt behaart. Er ist stolz und zeigt das auch durch die Haltung seines Kopfes, selbstbewusst und zurückhaltend gegenüber Fremden, aber oftmals auch ausgesprochen neugierig. 
Hochläufig wie alle Windhunde, hat er einen schlanken, kraftvollen Körperbau mit quadratischen Umrisslinien und einen ausdrucksvollen, eher schmalen Kopf mit kräftigen Kiefern. Er steht auf auffallend großen Pfoten. Auffallend ist auch seine Rute, eher schwach behaart und mit einem Ringel am Ende, die er, wenn er sich bewegt, genau wie seinen Kopf stolz erhoben trägt. So zeigt er sich uns heute, wie aber war er in seiner Heimat?

Afghanischer Windhund Rennen

In der Heimat des Afghanischen Windhundes gab es im Wesentlichen zwei unterschiedliche Schläge, von der Landschaft geprägt, in der sie zur Jagd verwendet wurden. Der Windhund des Gebirges, der auch Steinwild jagte, war kleiner, kürzer und breiter, stärker gewinkelt und stärker behaart. Er brauchte für seine Arbeit Kraft, Wendigkeit und Sprungvermögen, besondere Schnelligkeit hingegen war dafür nicht das Wichtigste. Anders der Jäger für Steppen und Hochflächen. Er war größer, länger, weniger gewinkelt und schwach behaart, leichter aber schneller, eher dem Saluki ähnlich als dem Jäger des Gebirges. Beide Schläge wurden wohl hauptsächlich nach ihrem Gebrauchswert, nach ihrer Fähigkeit für die Jagd gehalten bzw. gelegentlich gezüchtet.

Obwohl die Ausfuhr des Afghanischen Windhundes bei Strafe verboten war, kamen Ende des 19. Jahrhunderts doch schon einige nach England. Im Jahre 1907 brachte dann Captain John Barff den Rüden „Zardin“ mit nach England, einen Afghanischen Windhund von hervorragender Qualität. Er war das von allen akzeptierte Modell, nach dem 1912 der erste Standard für die Rasse erstellt wurde. 
1920 brachte Major Bell Murray eine Gruppe Afghanen nach England, die völlig anders aussahen als „Zardin“. Die Hunde stammten aus dem ebenen Teil Afghanistans, während „Zardin“ den Gebirgstyp zeigte. Trotzdem gehen alle heute in der Welt lebenden Afghanischen Windhunde – außer in Afghanistan – mehr oder weniger auf diese Importe zurück, die man Steppen- und Flachland-Afghanen oder nach ihrem Importeur Bell-Murray-Afghanen nannte.

1929 kam der kleine Rüde „Sirdar of Ghazni“ nach England. Er stammte aus dem Zwinger des damaligen Königs von Afghanistan Amanulla. Er war ein typischer Vertreter des Gebirgstyps und wurde als der beste Afghane seit „Zardin“ bezeichnet. Importiert wurde er von Mrs. Amps, deren Zwingername „of Ghazni“ diesem Typ den Namen gab, so dass man seither vom Ghazni-Typ oder Bergtyp spricht. 
Bei uns sah man erstmals Afghanische Windhunde auf einer Hundeausstellung 1932. Im gleichen Jahr wurde der erste Afghane im Dt. Windhundzuchtbuch eingetragen, der erste im DWZB eingetragene Wurf fiel 1940.

Afghanischer Windhund Coursing

Der Afghane war in seiner Heimat ein Einzeljäger. Sicher erklärt sich daraus ein gewisser Grad der Unabhängigkeit in seinem Charakter, der ihm bis heute erhalten geblieben ist und der es manchmal schwer macht, ihn zum Gehorsam zu erziehen. Zwar lernt er mit Liebe, Geduld, Konsequenz und gelegentlicher Strenge, in Haus und Garten einigermaßen zu gehorchen, aber auf das erste oder zweite Wort hingegen wird er selten das tun, was Menschen von ihm wollen, es sei denn, dass sich das gerade mit seinen eigenen Wünschen trifft. Das ändert sich aber meist vollständig, lässt man ihn beim Spaziergang von der Leine. Er kann sehr schnell außer Sichtweite rennen und kommt zunächst fast nie auf Ruf oder Pfiff zurück, ehe er selbst der Meinung ist, dass es nun für ihn reicht. Man soll sich nur nicht der Illusion hingeben, dass man mit Gewalt dieses Verhalten ändern kann. Man würde nur einen ängstlichen Hund haben, der auch nicht besser folgen wird.

Seinen Charakter brechen heißt seinen Stolz brechen, und dieser würdevolle Stolz macht seinen Charme aus. 
So anhänglich und liebevoll er ist, so eng verbunden seinen Menschen, er ist ein Jagdhund! Die Jagdleidenschaft ist ein ererbtes, wesentliches Merkmal seines Charakters und gehört zu ihm wie seine Eigenwilligkeit. Man muss damit rechnen und sich damit abfinden, wenn man ihn als Hausgenossen erwählt.

Afghanischer Windhund Rennen

Aus der gleichen Seite seines Charakters entwickelt er Eigenschaften, die ihn im Zusammenleben besonders liebenswert machen: Seinen Stolz, sein würdevolles Wesen, sein ruhiges, angenehmes Verhalten innerhalb von Haus und Familie. Er liebt seine Menschen sehr und ist geduldig, besonders liebt er Kinder und ist überall glücklich, wenn er dabei sein darf. Nur in engem Kontakt mit seinen Menschen lässt er den besonderen Reiz seines Wesens erkennen. Daraus versteht sich von selbst, dass er nicht im Zwinger gehalten werden sollte, jedenfalls auf keinen Fall überwiegend. Er ist klug und manchmal ausgesprochen clever, so dass es passieren kann, dass er seine Menschen austrickst. Er lernt sehr schnell, wenn es ihn interessiert und er hat ein unglaubliches Gedächtnis.

Sein Temperament zeigt er, wenn er draußen sein kann. Er genießt Spaziergänge an der Leine, oder den Trab am Fahrrad. Einen sehr guten Ersatz für den freien Auslauf – der bei uns nur selten möglich ist – kann man ihm bieten, lässt man ihn bei einem Rennverein beim Training laufen oder bei Rennen, vor allem bei Coursings.

Fast alle erwachsenen Afghanen sind wachsam und fühlen sich verantwortlich für ihre Familie und alles was dazu gehört. Sie sind keine Kläffer. Wegen ihres schon erwähnten guten Gedächtnisses vergessen sie nie Menschen und Situationen, von denen ihnen Gutes oder Böses geschah und alle für sie besonderen Ereignisse. Nach einer Eingewöhnungszeit leben sie friedlich mit eigenen Haustieren zusammen, nicht aber mit fremden Tieren der gleichen Art.

Natürlich liegt es auf der Hand, dass ein Hund mit langem, feinem Haar besonderer, sehr aufwendiger Pflege bedarf. Die Krallen wird sich ein Hund mit normaler Bewegung von selbst ablaufen, sie bedürfen also kaum besonderer Beachtung. Die Ohren sollte man regelmäßig kontrollieren und von Zeit zu Zeit mit einem entsprechenden Präparat säubern, damit sich keine Entzündungen bilden. Beachtung muss man den Zähnen schenken, da manche Hunde zu Zahnstein neigen. Zu erwähnen ist noch, dass er nicht den typischen Hundegeruch hat und dass sich das Haaren in der Wohnung sehr in Grenzen hält.

Natürlich ist nur ein gepflegter Afghanischer Windhund auch ein schöner Afghanischer Windhund!

 

Quelle: DWZRV

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