Russischer Jagdwindhund (Russkaya Psovaya Borzaya)
FCI-Standard Nr. 193 13.03.2007/D
Übersetzung Uwe Fischer, überarbeitet durch Prof. R. Triquet
Ursprung: Russland
Datum der Publikation des gültigen Original-Standards: 25.10. 2006
Verwendung
Jagdwindhund Renn- und Coursing Hund
Klassifikation FCI Gruppe 10, Windhunde, Sektion1, Langhaarige oder befederte Windhunde.
Ohne Arbeitsprüfung.
Kurzer geschichtlicher Abriss
Der Russkaya Psovaya Borzaya ist seit neun Jahrhunderten wesentlicher Bestandteil der nationalen Kultur und der russischen Geschichte. So bezeugt eine französische Chronik des 11. Jahrhunderts, dass die Tochter des Großherzogs von Kiew, Anna Iaroslavna, drei Barzois in ihrem Gefolge hatte, als sie nach Frankreich kam, um sich mit Heinrich I zu vermählen. Unter seinen Eigentümern und Züchtern finden sich viele berühmte Persönlichkeiten, darunter auch Zaren und Dichter: Iwan der Schreckliche, Peter der Große, Nikolaus II, Puschkin, Turgenjew. Große Bedeutung hatte die Gründung des Zwingers „Pershinskaya okhota“ durch die berühmten Züchter Großherzog Nikolai Nicolaevitch und Dimitri Valtsev. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts findet sich der Barsoi in den größten Zwingern Europas und Amerikas.
Allgemeines Erscheinungsbild
Großer, aristokratisch aussehender Hund mit trockenem und gleichzeitig robustem Körperbau; leicht länglich gebaut; Hündinnen meist etwas länger als Rüden. Starker, aber nicht massiger
Knochenbau
Die Knochen sind ziemlich flach. Trockene, gut entwickelte Muskulatur, besonders auf den Oberschenkeln, jedoch nicht hervortretend. Die Harmonie der Formen und der Bewegung sind von überragender Bedeutung.
Wichtige Proportionen
Bei Rüden entspricht die Widerristhöhe derjenigen des höchsten Punktes der Kruppe über dem Boden oder ist geringfügig höher. Bei Hündinnen sind die beiden Höhen gleich. Die Widerristhöhe muss etwas weniger als die Körperlänge betragen. Die Brusttiefe entspricht annähernd der halben Widerristhöhe. Der Fang ist vom Nasenschwammende bis zum Stop etwas länger als der Schädel vom Hinterhauptbeinhöcker bis zum Stop oder beide Längen entsprechen einander.
Verhalten/Charakter (Wesen)
Im Alltagsleben zeigt der Barsoi ein ruhiges und ausgeglichenes Wesen. Angesichts von Wild erregt er sich rasch. Er hat einen scharfen Blick und kann sehr weit sehen. Seine Reaktionen sind ungestüm.
Kopf
Trocken, lang, von oben und von der Seite betrachtet schmal, aristokratisch; in der Seitenansicht bilden die Begrenzungslinien von Kopf und Fang eine lange, leicht konvexe Linie; die Begrenzungslinie der Scheitelregion (Scheitelbeinleiste) verläuft gerade oder leicht schräg zum gut ausgeprägten Hinterhaupthöcker hin. Der Kopf ist so elegant und trocken, dass die großen Adern durch die Haut hindurch scheinen.
Oberkopf Schädel
schmal; in der Aufsicht länglich oval, in der Seitenansicht nahezu flach.
Stop
Nur wenig ausgeprägt.
Gesichtsschädel
Nasenschwamm
groß, beweglich, im Verhältnis zum Unterkiefer deutlich hervortretend.
Nasenrücken
Lang, auf ganzer Länge gut ausgeformt mit leichter Wölbung in der Nähe des Nasenschwamms.
Fang
Ist vom Nasenschwammende bis zum Stop etwas länger als der Schädel vom Hinterhauptbeinhöcker bis zum Stop oder beide Längen entsprechen einander.
Lippen
Dünn, trocken, eng am Kiefer anliegend; die Umrandung der Augen, die Lippen und der Nasenschwamm sind ungeachtet der Haarfarbe schwarz.
Kiefer / Zähne
Kräftiger Unterkiefer, Zähne weiß und kräftig; Scheren- oder Zangengebiss.
Augen
Groß, weder tief liegend noch hervorstehend, ausdrucksvoll, mandelförmig, schräg eingesetzt; dunkles haselnussbraun oder dunkelbraun; keine Schlitzaugen.
Ohren
Klein, dünn, beweglich; über der Augenlinie und nach hinten angesetzt. Sofern nichts seine Aufmerksamkeit erregt hat, schmiegen sie sich dem Hals gut an und zeigen in Richtung auf den Nacken. Hierbei liegen die Ohrspitzen dicht beieinander. Wird er auf etwas aufmerksam, werden die Ohren höher und seitlich oder nach vorne getragen; manchmal sind ein Ohr oder beide Ohren als „Pferdeohr“ aufgerichtet.
Hals
Lang, trocken; seitlich abgeflacht; muskulös; leicht gebogen; niemals hoch getragen.
Körper
Widerrist Nicht betont.
Rücken Breit, muskulös, elastisch; der Rücken bildet zusammen mit der Lende und der Kruppe einen Bogen, der bei Rüden stärker ausgeprägt ist. Der höchste Punkt dieses Bogens liegt über der Mitte der Lendenpartie bzw. im Bereich des ersten oder zweiten Lendenwirbels.
Lendenpartie lang, hervortretend, muskulös, mäßig breit.
Kruppe
Lang, breit, leicht schräg; die Breite der Kruppe darf zwischen den Hüfthöckern nicht weniger als 8 cm betragen.
Brust
Im Querschnitt oval; nicht schmal, jedoch auch nicht breiter als die Kruppe; tief, recht lang, geräumig; fast bis auf Ellenbogenhöhe herabreichend; die Schulterblattregion ist flacher, dann weitet sich der Brustkorb allmählich zu den falschen Rippen hin, welche kurz sind; in der Seitenansicht ändert sich dadurch die Neigung; die Rippen sind lang und treten leicht hervor. Im Verhältnis zum Schulter- /Oberarmgelenk ragt die Vorbrust leicht hervor.
Bauch Gut aufgezogen; die Unterlinie steigt zum Bauch hin abrupt an.
Rute Sichel- oder Säbelrute; tief angesetzt; dünn, lang; zwischen den Hinterläufen hindurchgeführt muss sie bis zum Hüfthöcker reichen. Sie ist reichlich befedert. Im freien Stand hängend; in der Bewegung höher getragen, aber nicht über die Höhe der Rückenlinie.
Gliedmaßen
Vorderhand
Vorderläufe trocken, muskulös; in der Vorderansicht völlig gerade und parallel. Die Höhe der Vordergliedmaßen vom Ellenbogen zum Boden entspricht der halben Widerristhöhe oder ist ein wenig größer.
Schultern: Die Schulterblätter sind lang und schräg.
Oberarm : Mäßig schräg, seine Länge übertrifft kaum die der
Schulterblätter. Das Schultergelenk ist gut betont.
Ellenbogen: Sie liegen parallel zur Medianebene des Körpers.
Unterarm: trocken, lang; im Querschnitt oval; in der Vorderansicht schmal, in der Seitenansicht breit.
Vordermittelfuß: im Verhältnis zum Boden leicht schräg.
Hinterhand
Von hinten betrachtet sind die Hinterläufe gerade, parallel und etwas weiter gestellt als die Vordergliedmaßen; im freien Stand muss eine vom Sitzbeinhöcker fallende Vertikale vor der Mitte von Sprunggelenk und Hintermittelfuß verlaufen.
Oberschenkel: Gut bemuskelt, lang und schräg gestellt.
Unterschenkel
lang, muskulös, schräg gestellt. Kniegelenk und Sprunggelenk müssen gut entwickelt, breit und trocken sein. Die Winkel müssen deutlich erkennbar sein.
Hintermittelfuß
Nicht lang, nahezu senkrecht gestellt. Alle Winkelungen sind gut betont.
Pfoten
Trocken, schmal, länglich-oval, sog. „Hasenpfoten“; gewölbt; Zehen gut aneinander liegend; lange, kräftige, bis zum Boden reichende Krallen.
Gangwerk Außerhalb der Jagd ist die typische Gangart des Barsoi der verlängerte Trab, fließend, sehr weich und schwebend; bei der Jagd ist es ein äußerst schneller Galopp mit weiten Sprüngen.
Haut geschmeidig, elastisch.
Haarkleid
Haar
Seidig, weich und geschmeidig; gewellt oder kurze Locken bildend, nicht aber kleine Löckchen oder Kraushaar.
Auf Kopf, Ohren und Gliedmaßen ist das Haar satiniert (seidig, aber schwerer), kurz, gut am Körper anliegend.
Auf dem Körper ist das Haar recht lang und gewellt; in der Schulterblattregion und auf der Kruppe bildet es feinere Locken. Auf Rippen und Schenkel ist das Haar kürzer. Das Haar, das die Federn, die „Hosen“ und die Fahne der Rute bildet, ist länger. Das Haar am Hals ist reichlich und dicht.
Farbe
Kombination aller Farben, jedoch niemals mit blau, braun (schokoladenfarben) sowie jede Abstufung dieser Farben. Alle Farben dürfen einfarbig oder gescheckt vorkommen; Federn, „Hosen“ und die Fahne der Rute sind deutlich heller als die Grundfarbe. Eine schwarze Maske ist typisch bei den schwarz-gewolkten Farben.
Größe und Gewicht
Widerristhöhe:
wünschenswert für Rüden: 75 cm -85 cm,
für Hündinnen: 68 cm -78 cm.
Bei Rüden entspricht die Widerristhöhe derjenigen des höchsten Punktes der Kruppe über dem Boden, oder ist geringfügig höher.
Bei Hündinnen sind die beiden Höhen gleich.
Exemplare, welche die maximale Größe überschreiten, sind unter der Voraussetzung zugelassen, dass das typische Erscheinungsbild gewahrt bleibt.
Fehler
Ausschließende Fehler
Hunde, die deutlich physische Abnormitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden.
N.B. Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.
Quelle DWZRV